Wir über Lorenzkirch

Der Ort Lorenzkirch weist einige historisch bedingte Besonderheiten auf. Nicht der Ort entstand zuerst, sondern eine kleine hölzerne Kirche, die Ende des 10. Jahrhunderts erbaut und nach dem heiligen Laurentius benannt wurde. Bis zur Reformation diente sie als Wallfahrtskirche und Lorenzkirch wurde zum bedeutendsten Wallfahrtsort der ganzen Gegend.

Lorenzmarkt

Auch der zugehörige Laurentiusmarkt ist in dieser Zeit entstanden. Die kleine Kirche stand auf einer Insel (Talsanddüne) inmitten dreier Elbarme, über deren Furten die bedeutende Handelsstraße Via Regia verlief. An diesen Elbe-Furten versammelten sich also bereits im Mittelalter viele Kaufleute, Pilger und Reisende. Sowohl deren Aufenthalt als auch die Wallfahrt führten zur Gründung des wirtschaftlich sehr bedeutsamen Marktes (Ersterwähnung 1065 in einer Schenkungsurkunde des Hochstiftes Naumburg). Bauern siedelten sich erst später an.

Der Lorenzmarkt findet immer noch jährlich im August statt. Er ist heute ein Volksfest mit Händlermeile und der „Ersten sächsischen Kaffeestube“. Das Dorf selbst soll im Jahr 1274 entstanden sein und wurde ebenfalls nach der Kirche benannt. Sankt Laurentius ist also der Namensgeber für die Kirche, das Dorf und den jährlich stattfindenden Lorenzmarkt.

Dorfsilouette mit Kirche, Budenhaus und Klosterhof (v.l.n.r.)

Lorenzkirch wurde immer wieder von Hochwasser heimgesucht. Um die Schäden so gering wie möglich zu halten, bauten die Dörfler ihre Häuser in einer langen Reihe auf. Dadurch entstand ein typisches Zeilendorf in einer Länge von ca. 1,5 km. Die Silhouette von Lorenzkirch wird geprägt von baugeschichtlich und kulturhistorisch wertvollen Bauwerken. Eine derartige Vielzahl denkmalgeschützter Gebäude auf so engem Raum ist bemerkenswert und bildet ein einzigartiges Ensemble.

Auf der höchsten Stelle des Ortes stehen die alte Schule und die Kantorei. Gleich daneben befindet sich die grundlegend im romanischen Stil erbaute Laurentiuskirche. Auf dem Friedhof, der die Kirche umgibt, sind wertvolle historische Grabmale zu sehen. Davor steht das barocke Budenhaus, in dem zu früheren Zeiten die Verkaufsstände (Buden) für die Händler des Lorenzmarktes aufbewahrt wurden. Daneben befindet sich der Klosterhof, in dem der spätere Physik-Nobelpreisträger Professor Wolfgang Paul geboren wurde. Daran schließt sich das nach eigenen Entwürfen von Pfarrer Sappuhn erbaute Pfarrhaus an. Mündlich wurde überliefert, dass er den Kaffee im 17. Jahrhundert nach Lorenzkirch und somit nach Sachsen brachte. Damit ist er wohl auch der erste „Kaffeesachse“.

Der Weg führt nun entlang eines Vierseithof bis zum historischen Fährgasthof. Kleinteiliger wird die Bebauung in der Schmiedegasse, in der ursprünglich viele Handwerker und Elbfischer angesiedelt waren. Auch Bomätscher wohnten im Ort. Jeweils 40 Männer zogen die schweren Elbkähne mit zwei langen Zugleinen auf gepflasterten Bomätscherpfaden am Rande der Elbe stromaufwärts. Diese gefährliche Arbeit gab es bis etwa 1871.

Seit Jahrhunderten existierten eine Wagenfähre (Gierseilfähre) und eine Personenfähre, denn es herrschte ein reger Verkehr zwischen Lorenzkirch und Strehla. Seit einigen Jahren kann nur noch mit einer Personenfähre nach Strehla übergesetzt werden. Biegt man von der S 88 nach Lorenzkirch ab, sind auf der linken Seite die Überreste einer kurz nach dem 2.Weltkrieg abgebrannten Holländerwindmühle zu sehen.

Bis 1994 verwaltete Lorenzkirch die Orte Zschepa und Cottewitz. Heute gehören diese Dörfer zur Gemeinde Zeithain.

Laurentiuskirche Lorenzkirch
Fähranlegestelle
Kirche und Budenhaus

Auf Initiative der Interessengemeinschaft Lorenzkirch wurde unser Ort am 19. Oktober 2012 als eines der schönsten Dörfer Sachsens zertifiziert und ist seitdem Mitglied der IG „Sachsens Schönste Dörfer“. Außergewöhnliche Dörfer in Sachsen sollen damit als individuelle Besonderheit hervorgehoben, präsentiert und gefördert werden.

Die Idee eines Netzwerks der „Schönsten Dörfer“ wurde in Frankreich als „Marke“ für ländliche Baukultur und einen nachhaltigen Tourismus abseits ausgetretener Pfade entwickelt. Vergleichbare Initiativen haben diese Idee aufgegriffen und arbeiten jetzt im internationalen Netzwerk der Schönsten Dörfer der Welt zusammen.

Erste Begenung der amerikanischen und sowjetischen Armee am 25. April 1945 

Gedenkstein vor dem Friedhof in Lorenzkirch

Am Ende des 2. Weltkrieges im April 1945 geriet Lorenzkirch zwischen die Fronten  und hunderte Flüchtlinge und Einheimische mussten auf den Elbwiesen dabei ihr Leben lassen. Die Pontonbrücke, die Strehla und Lorenzkirch verband, wurde mit den darauf befindlichen Flüchtlingen in die Luft gesprengt. Am 25. April zwischen 12 und 13 Uhr überquerte eine amerikanische Patrouille mit Leutnant Albert Kotzebue in einem Boot die Elbe und traf in Lorenzkirch auf den sowjetischen Oberstleutnant Alexander Gordejew.

Da die Elbwiesen mit den unzähligen Toten für eine geschichtsträchtige Begegnung und Fotos nicht geeignet erschienen, wurde diese erste Begegnung nicht protokolliert und veröffentlicht. Man verabredete ein zweites Treffen für 13.30 Uhr wenige Kilometer elbabwärts in Kreinitz. Erst gegen 16 Uhr kam es zu einer Begegnung der Alliierten in Torgau. Dieses Foto ging dann um die Welt – allerdings ohne den Hinweis, dass das erste Treffen schon einige Stunden vorher in Lorenzkirch stattfand.

An dieses Ereignis sowie an die unzähligen Opfer des zweiten Weltkrieges erinnert seit dem 22. April 1995 ein Gedenkstein.